Am häufigsten von allen möglichen Haloerscheinungen kann man den 22°-Ring beobachten. Das ergibt sich nicht nur aus der Auswertung der Beobachtungen, sondern hat auch mit seiner Entstehungsweise zu tun. Für ihn müssen die wenigsten Faktoren gleichzeitig auftreten.

Halos entstehen durch Lichtspiegelungen und -brechungen an hexagonalen Eiskristallen. Zwei Arten von Kristallen treten dabei mit Abstand am häufigsten auf: Eiskristallsäulen und Eiskristallplättchen.

Für die Entstehung des 22°-Ringes sind Eiskristallsäulen zuständig. Diese wirbeln wahllos ohne konkrete Richtung durch den Raum. Man kann sie sich wie einen Bleistift vorstellen, den man um die Miene rotieren lässt und gleichzeitig durch den Raum wirbelt. So kann der Eiskristall jede x-beliebige Lage einnehmen. Und genau dieser Umstand tritt am häufigsten auf.

Trifft nun ein Sonnenstrahl auf den Eiskristall, dann kann es zu einer Längsseitenfläche eintreten, dort gebrochen (und gespalten) werden und zur übernächsten Fläche wieder austreten, wo es ein weiteres mal gebrochen und gespalten wird.

Es ist ein ziemlich komplexer Vorgang, der aus den unendlich vielen gebrochenen Lichtstrahlen in ebenso unzähligen Eiskristallen letztlich einen Kreis entstehen lässt.

Der 22-Ring bildet im Idealfall (wenn überall am Himmel eine homogene Verteilung von Kristallen vorherrscht) einen Kreis um seine Lichtquelle (Sonne oder Mond, theoretisch auch an irdischen Lichtquellen). Dieser Kreis wird zur Mitte hin rötlich und nach außen weiß und verläuft dann gleichmäßig. Die Verteilung der Farben ist ebenfalls ein komplexer Vorgang, dessen beschreibung einen eigenen Artikel abgeben könnte.

In der folgenden Galerie finden sich Bilder, in denen der 22°-Ring (eventuell neben anderen Haloarten) zu sehen ist. Gegebenenfalls muss man erst ins Bild klicken, um es in vollem Umfang zu sehen. Da selten ausschließlich hexagonale Eiskristallsäulen im nicht orientierten Zustand am Himmel sind, tritt der 22°-Ring auch nur selten isoliert auf. Er wird häufig (aber nicht immer) von anderen Haloarten begleitet.