Die Polarlichter vom 10.05.2024 waren bereits im Vorfeld als die heftigstens der letzten Jahre angekündigt. Die Vorhersagen waren so sicher, dass man sogar einen Hinweis in sämtlichen Nachrichten erhalten konnte. Ausgerechnet an diesem Tag (für einen Polarlichtjäger quasi wie Weihnachten für ein Kind) saß ich wegen des Jubiläums unserer Städtepartnerschaft zwischen Turnhout und Hammelburg in Belgien fest. Nicht irgendwo, sondern in Turnhout, mitten in einem der lichtverschmutztesten Gegenden überhaupt: statt Polarlichter ein Vier-Sterne-Hotel mit jedem Schnickschnack, automatischen Lichtern in den Gängen, Sicherheitsverglasten Scheiben mit eingebautem UV-Schutz. Ich hätte mir einen Schlafsack und eine Wiese im Irgendwo gewünscht. Wer mich kennt weiß, dass das eine kaum auszuhaltende Situation ist. Irgendwann hatte mich die Wut über diese Situation soweit, dass ich das Hotel verließ und aus Turnhout hinauslief, in den Norden auf die „dunklen“ Wiesen. So dunkel es halt in dieser Gegend sein kann.
Glücklicherweise hatte ich gute Unterstützung durch den Portier des Hotels, der mir wirklich erklären konnte, wo es keine Beleuchtung mehr gibt. Und genau dahin lief ich mitten in der Nacht. Deshalb entstanden meine Bilder eigentlich auch alle am 11.05.2024. Den Höhepunkt des Spektakels hatte ich längst verpasst. Dennoch versuchte ich zu retten, was ging.
Schon auf dem Weg entdeckte ich noch im Lichtermeer, was am Himmel los sein dürfte und schoss so erste Bilder.
Ich folgte der Bahnlinie hinter dem Bahnhof, dort wurde es schon allmählich dunkler. Obwohl ich noch in der Stadt war. Immer wieder machte ich Bilder, weil ich ja nicht wusste, ob ich später (außerhalb der Stadt) noch Erfolg haben könnte.
Als die Bahnlinie an einem Brellbock endete konnte ich sie überqueren und kurz danach auch den angrenzenden Fluß. Auf der anderen Seite begannen die Felder und Wiesen. Als ich ankam war die Intensität des Polarlichts vorbei. Ich harrte noch mehrere Stunden aus, schoss dazwischen immer wieder mal Bilder. Als ein junger Fotograf vorbei kam und mir seine Fotos zeigte, durfte ich mal kurz neidisch werden. Da half mir auch nicht der Gedanke, dass ich dafür in einem warmen Hotel schlafen durfte. Kurz danach gesellte sich ein betrunkener Mann dazu, der mich lange zutextete. Obwohl ich darauf überhaupt keine Lust hatte (ich hatte immerhin Urlaub und war gerade nicht als Mitarbeiter der Drogenhilfe unterwegs), waren die Gespräche mit ihm sehr spannend.
Wie es nach Murpheys Gesetz sein muss, nahm die Intensität beim Zurücklaufen in die Stadt wieder zu. Glücklicherweise war ich noch in der nähe Bahngeländes. Darum schoss ich in der hellen Umgebung schnell ein paar Bilder (folgend das erste) und eilte nochmal zurück in den dunkleren Bereich.
Natürlich hätte man in einer dunkleren Gegend zu einer besseren Uhrzeit viel viel mehr fotografieren könnten, aber für die Verhältnisse war ich dann doch zufrieden.